Luxembourg, 4 February 2025
Order of the Vice-President of the EU Court in Case C-632/24 P(R) – EU Commission v Courtois and Others
The EU Commission’s obligation to disclose the identity of the members of the negotiating team for the advance purchase of Covid-19 vaccines is temporarily suspended, pending the EU Court’s ruling.
In 2020 and 2021, the European Commission negotiated and concluded contracts for the purchase of vaccines against Covid-19. In 2021, individuals applied to the Commission for access to documents relating to those purchases, but were granted only partial access.
Citing the need for transparency in negotiations with vaccine manufacturers, they appealed to the General Court of the European Union. The latter partially upheld their appeal,1 in particular with regard to the Commission’s refusal, on the grounds of protection of privacy, to disclose the identity of the signatories of the declarations of absence of conflict of interest, who are the members of the negotiating team. An anonymised version of those declarations had been sent to the applicants.
The Commission brought an appeal to have that judgment set aside. As that procedure does not have suspensive effect,2 the Commission at the same time applied for interim measures in order to obtain a stay of execution of the Court’s judgment with regard to the disclosure of those data.
In his capacity as judge hearing applications for interim measures, the Vice-President of the Court grants the Commission’s application, pending the Court’s judgment on the substance of the case, as the conditions justifying the grant of interim measures in interlocutory proceedings are considered to be satisfied. The case raises legal issues which are not, at first sight, irrelevant. Urgency is also established where disclosure of the identity of the members of the negotiating team appears likely, with a degree of probability sufficient for the purposes of the interim measures, to cause serious and irreparable harm to the persons concerned.
Moreover, if the stay of execution applied for by the Commission were to be refused, the appeal before the Court would lose most of its relevance as regards the question whether the Commission could refuse access to those data, since they having already been irreversibly disclosed. Finally, in that context, the balance of interests favours the Commission’s application for a stay of execution of the contested judgment.
The stay of execution of the obligation to give wider access to declarations of absence of conflict of interest is ordered until delivery of the judgment bringing the appeal proceedings to an end.
NOTE: The Court will deliver final judgment on the substance of this case at a later date. An order as to interim measures is without prejudice to the outcome of the main proceedings.
Unofficial document for media use, not binding on the Court of Justice. The full text of the order is published on the CURIA website.
—
1 Judgment of the General Court of 17 July 2024, Courtois and Others v Commission, T-761/21 (see also press release No 113/24).
2 Pursuant to Article 266 TFEU, the Commission is required to take the measures necessary to comply with the contested judgment. In the present case, the Commission is obliged to disclose to the applicants the identity of the persons who signed the declarations of absence of conflict of interest, who are the members of the negotiating team. For this reason, it is seeking a stay of execution of this judgment.
Source – EU Court of Justice: 4 February 2025 – Order of the Court of Justice in Case C-632/24 P
Beschluss des Vizepräsidenten des Gerichtshofs in der Rechtssache C-632/24 P-R | Kommission / Courtois u. a.
Die Verpflichtung der Kommission, die Identität der Mitglieder des Verhandlungsteams für die Vorbestellung von Covid-19-Impfstoffen offenzulegen, wird bis zum Erlass des Urteils des Gerichtshofs vorläufig ausgesetzt
In den Jahren 2020 und 2021 handelte die Europäische Kommission Verträge über den Kauf von Covid-
19-Impfstoffen aus und schloss sie ab. Im Jahr 2021 beantragten Privatpersonen bei der Kommission Zugang zu bestimmten mit den Kaufvorgängen zusammenhängenden Dokumenten, erhielten jedoch nur teilweisen Zugang. Unter Berufung auf die Notwendigkeit der Transparenz der Verhandlungen mit den Impfstoffherstellern erhoben sie Klage beim Gericht der Europäischen Union. Dieses gab ihrer Klage teilweise statt1, und zwar insbesondere in Bezug auf die mit dem Schutz der Privatsphäre begründete Weigerung der Kommission, die Identität der Unterzeichner der Erklärungen über das Nichtvorliegen eines Interessenkonflikts (d. h. die Identität der Mitglieder des Verhandlungsteams) offenzulegen. Den Antragstellern war eine anonymisierte Fassung dieser Erklärungen übermittelt worden.
Die Kommission hat ein Rechtsmittel eingelegt, mit dem sie die Aufhebung dieses Urteils beantragt. Da dieses Verfahren keine aufschiebende Wirkung hat2, hat die Kommission zugleich einen Antrag auf einstweilige Anordnung gestellt, um die Aussetzung der Durchführung des Urteils des Gerichts in Bezug auf die Offenlegung der fraglichen Daten zu erwirken.
In seiner Eigenschaft als für die Gewährung vorläufigen Rechtsschutzes zuständiger Richter gibt der Vizepräsident des Gerichtshofs dem Antrag der Kommission für den Zeitraum bis zur Hauptsacheentscheidung des Gerichtshofs statt, da er die Voraussetzungen, die in Verfahren des vorläufigen Rechtsschutzes für den Erlass einstweiliger Anordnungen gelten, als erfüllt ansieht. Der Fall wirft nämlich Rechtsfragen auf, die auf den ersten Blick nicht unerheblich sind. Dringlichkeit ist ebenfalls gegeben, da die Offenlegung der Identität der Mitglieder des Verhandlungsteams mit für die Zwecke des vorläufigen Rechtsschutzes hinreichender Wahrscheinlichkeit geeignet erscheint, den betroffenen Personen einen schweren und nicht wiedergutzumachenden Schaden
zuzufügen. Außerdem verlöre das beim Gerichtshof eingelegte Rechtsmittel in Bezug auf die Frage, ob die Kommission den Zugang zu diesen Daten verweigern durfte, weitgehend seinen Sinn, wenn die von der Kommission beantragte Aussetzung abgelehnt würde, da die Daten dann bereits unumkehrbar offengelegt worden wären. Schließlich fällt in diesem Zusammenhang die Interessenabwägung zugunsten der von der Kommission beantragten Aussetzung der Durchführung des angefochtenen Urteils aus.
Die Aussetzung der Verpflichtung, einen weiter gehenden Zugang zu den Erklärungen über das Nichtvorliegen eines Interessenkonflikts zu gewähren, wird für den Zeitraum bis zur Verkündung des Rechtsmittelurteils angeordnet.
HINWEIS: Der Gerichtshof wird sein Endurteil in dieser Sache zu einem späteren Zeitpunkt verkünden. Ein Beschluss, mit dem einstweilige Anordnungen erlassen werden, greift der Entscheidung in der Hauptsache nicht vor.
Zur Verwendung durch die Medien bestimmtes nicht amtliches Dokument, das den Gerichtshof nicht bindet. Der Volltext des Beschlusses wird auf der Curia-Website veröffentlicht.
1 Urteil des Gerichts vom 17. Juli 2024, Courtois u. a./Kommission, T-761/21 (vgl. auch Pressemitteilung Nr. 113/24).
2 Nach Art. 266 AEUV hat die Kommission die sich aus dem angefochtenen Urteil ergebenden Maßnahmen zu ergreifen. Im vorliegenden Fall müsste sie gegenüber den Antragstellern die Identität der Unterzeichner der Erklärungen über das Nichtvorliegen eines Interessenkonflikts (d. h. die Identität der Mitglieder des Verhandlungsteams) offenlegen. Aus diesem Grund möchte sie, dass die Durchführung des angefochtenen Urteils ausgesetzt wird.
Quelle – EUGH: 4. Februar 2025 – Beschluss des Gerichtshofs in der Rechtssache C-632/24 P-R